3. Preis: Arbeit 1010

- Baumschlager Eberle Architekten, Lustenau mit
- ATP Nürnberg Planungs GmbH, Nürnberg und
- Buro Happold, Berlin
Erläuterungen
Der Entwurf der Gründungsgebäude lokalisiert die Auftaktbauten an die nördliche Kante des Campusgeländes. Von dort kann das Kopfgebäude aus Richtung Süden und Norden, das HSS-Gebäude ebenfalls aus Norden, als auch aus Richtung Osten erschlossen werden. Die durchlässigen Erdgeschosszonen ermöglichen dabei eine direkte Verbindung von beiden Seiten.
Von innen heraus weisen die Gebäude fünf Etagen auf, welche sich über ein zentrales Foyer erschließen lassen. Beide Bauten besitzen dabei jeweils ein Foyer, wobei diesem im Kopfgebäude zwei Etagen zugeordnet werden. Eine helle, lichtdurchflutete Cafeteria befindet sich hier am Fuße des Zentrums und bietet Raum zur Erholung, als auch zum Arbeiten. Doch auch Abendveranstaltungen, Tagungen oder Ausstellungen würden hier genügend Raum finden. Die Cafeteria bildet dabei eine Ausnahme, da die restlichen Räumlichkeiten in ihren Öffentlichkeitsgraden getrennt gestaltet werden. Ruhige Arbeitszonen werden somit von lauteren, öffentlichen Bereichen ferngehalten.
Auch im ökologischen Sinne berücksichtigt der Entwurf nachhaltige Strukturen. Begrünte Fassaden an den Außenflächen der Gebäude betonen dabei grundlegende Werte, wie Offenheit und Umweltbewusstsein, welche sowohl in der ästhetischen als auch räumlichen Gestaltung des Entwurfs zu sehen sind. Die Dachbegrünungen dienen dabei zur Aufnahme überschüssigen Regenwassers. Die Fassaden sind so konstruiert, dass ein Gleichgewicht zwischen Sonneneinstrahlung, Tageslicht und Wärmeleistung entsteht. Beide Gebäude bieten dabei ein Flachdach, das über Treppen und Aufzüge für Nutzer*innen zugänglich ist. Die Dächer sind dabei ebenfalls begrünt und schließen sich somit visuell an die grüne Achse des Campus an.
Beurteilung
Die Arbeit hat sich grundsätzlich verbessert und positiv weiterentwickelt. Begrüßt wird die gedrehte Treppe im Erdgeschossbereich im Hauptgebäude, die nun für eine klarere Orientierung sorgt. Nach wie vor werden die in ihrer Proportion sehr kleinen Innenhöfe auf ihre tatsächliche Nutzung und Wirkung hinterfragt.
Größtes Augenmerk bildet jedoch der Umgang und die Ausformulierung der begrünten Fassaden. Es werden zwar detailliertere Antworten und Lösungen bezüglich der Gestaltung und Konstruktion gegeben. Weiterhin bleibt diese baulich sehr aufwändig, die Funktionalität bleibt langfristig offen und wird weiter kritisch diskutiert. Gleich wohl werden die zwei Fassadenebenen, die zudem in einem unterschiedlichen Raster ausformuliert sind, kritisch hinterfragt.
Das über beide Gebäude einheitliche identitätsstiftende grüne Fassadenkleid lässt eine Differenzierung der Gebäude und damit den Schwerpunkt für ein Auftaktgebäude für den Unicampus vermissen. Trotz der horizontalen Schichtung des Baukörpers B1 und des quadratischen Fassadenrasters von C1, wirkt die Fassade nach der Überarbeitung nun noch einheitlicher, gleich im Duktus und architektonischem Ausdruck. Eine stärkere Adressbildung und Ablesbarkeit des Hauptbaukörpers, auch im Hinblick auf die weitere Gebäudeentwicklung auf dem Campus, ist nicht gegeben.
Im Rahmen der Überarbeitungsphase wurden die Anmerkungen nur punktuell aufgegriffen und umgesetzt. Es verbleiben erhebliche Schwächen, die großen Einfluss auf die Kubatur und Funktion haben, nahezu alle Technikflächen sind zu gering dimensioniert bzw. fehlen. Das technische Infrastrukturkonzept ist in der derzeitigen Ausarbeitung nicht funktionsfähig.
Die pragmatische Tragkonstruktion mit einem Stützenraster von 3,75 m und Spannweiten von 7,5 m sowie die Lösung mit Holz-Beton-Verbundecken wird als positiv bewertet. Kritisch wird gesehen, wie beim Gebäude C1 die Positionierung von Stützen nicht mit der Gliederung von Räumen mitspielt. Was die Mischung von Materialien und konstruktive Lösungen betrifft, wäre ein einheitlicheres Vorgehen nach wie vor wünschenswert.
Das Konzept der Teilnutzungseinheiten ohne notwendige Flure ist schlüssig umgesetzt. Die im Gebäude C1 geplante Abtrennung der Treppenraumausgänge mit Feuerschutzvorhängen ist aufgrund der fehlenden mechanischen Beständigkeit und eines erhöhten Wärmedurchgangs nicht ausreichend. Die Oberlichter der Innenhofüberdachung müssen als Brandschutzverglasung ausgeführt werden.
Insgesamt stellt die Arbeit auch nach der Überarbeitung einen architektonisch überzeugenden Beitrag dar. Die konstruktiven Fragen im Hinblick auf die Fassaden und die Funktionalität des grünen Kleides überzeugen jedoch das Preisgericht nicht in Gänze. Die teilweise offenen Fragen bezüglich der Technik wurden nicht hinlänglich beantwortet, die Konzepte weisen weiterhin große Mängel auf.